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old street

SYNOPSIS

"Wenn Du in Deutschland arbeitslos wirst, gehst Du nach Hause und verfällst in Depressionen. In Chile springst Du in einen öffentlichen Bus und erzählst den Passagieren solange Witze, bis Du genug Geld für dein Abendessen beisammen hast". Der Dokumentarfilm „Buscando la plata“ handelt von Menschen in Santiago de Chile, die nichts besitzen außer ihrem Einfallsreichtum, um ihr tägliches Brot zu verdienen. Arbeitslose, Alleinerziehende und Rentner, die Volkslieder, Satire, Eis am Stiel im öffentlichen Bus feilbieten wie Schauspieler auf einer Bühne. Sie gelten als Bodensatz der Gesellschaft, ständig in Bewegung und auf der Hut vor der Polizei. Doch mit diesem Status geben sie sich nicht länger zufrieden, sie kämpfen um Anerkennung. "Buscando la plata" ist eine temporeiche Reise durch Santiago de Chile und eine Hommage an Menschen, die sich mit Einfallsreichtum und Humor über Wasser halten.

Die schnellsten Busse Lateinamerikas

Stell dir vor, jeden Tag vier Stunden in einem klapprigen Stadtbus zu verbringen, der im rasanten Tempo Wettrennen gegen andere Busse fährt. Durchgeschüttelt im Takt billiger Disko-Musik, die aus den scheppernden Lautsprechern dringt, bemerkst du, dass der Haltegriff zum Festhalten lose ist und die Fensterscheibe neben dir ein Ornament aus Rissen. Wie zur Beruhigung kleben Heiligenbilder an der Fahrerkabine, darunter der Spruch „Gott ist mein Kopilot“. Einen Schuss Optimismus brauchst du – denn du befindest dich in einem der schnellsten Busse Lateinamerikas – einem Stadtbus von Santiago de Chile. Rauchige Klapperkisten, die die Arbeiter von den staubigen Vororten zu ihren Arbeitsplätzen ins reiche Zentrum der Stadt transportieren. Auf ihrer langen Reise wollen die Passagiere unterhalten werden mit politischer Satire, Volksliedern und fiktiven Fussballmoderationen. Zuständig für das Unterhaltungsprogramm sind Verkäufer, Clowns, Musiker, Bettler - Leute ohne reguläre Arbeit, jedoch mit viel Einfallsreichtum für das tägliche Überleben. Mit Süßigkeiten, Witzen, Musik und Puppenspiel verkürzen sie den Passagieren die lange Fahrt zum Arbeitsplatz und erhalten ein paar Pesos im Gegenzug. Sie sind der Bodensatz der chilenischen Gesellschaft und die Protagonisten des Films. „Wir sind Vogelfreie“, erzählt der 30jährige Baéz. „Ich musste sieben Tage ins Gefängnis, weil ich im Bus Schokolade verkaufe. Sieben Tage, in denen meine Familie hungerte“. Von der Polizei werden sie verfolgt, da sie keine Steuern zahlen, von den Busfahrern höchstens geduldet. Viele von ihnen sind Jugendliche ohne Schulausbildung, alleinerziehende Mütter, aber auch Rentner, die von ihrer Pension nicht leben können.
Mit der Transportreform „Transsantiago“ will die chilenische Regierung Ordnung in die Straßen Santiagos bringen. Die dekorierten Klapperkisten-Busse werden aus dem Verkehr gezogen und mit modernen Bussen, Made in Germany, ersetzt. Musikbeschallung, Diskobeleuchtung und die Heiligenbilder müssen entfernt werden. Tempolimit und feste Abfahrtspläne sollen die Anarchie auf der Straße zügeln. Die fliegenden Händler haben im neuen System keinen Zutritt. „Dagegen werden wir vorgehen“, sagt David mit seinem Gaunerlächeln. Der kleine, drahtige Mann mit leuchtenden Augen hat eine Gewerkschaft der Straßenverkäufer gegründet mit dem Ziel, ein Arbeitsrecht zu erkämpfen, am besten noch bevor das neue System in Kraft tritt. Viel Zeit bleibt ihm und seinen Kollegen nicht mehr. Hunderte von Straßenverkäufern, Clowns und Puppenspielern finden sich nun jede Woche in einem schäbigen Hinterhof ein, organisiert von David, dem fliegenden Händler und Präsidenten der Gewerkschaft. David gibt ihnen Selbstbewusstsein: „Heute sind wir die Parias, aber morgen werden wir für unsere Fähigkeiten geschätzt. Wir sind geübte Verkäufer, wir können mit Menschen umgehen und keiner kennt die Stadt wie wir.“ Der Film begleitet David und seine Kollegen bei ihren rasanten Touren durch die Stadt und ihrem Kampf um Anerkennung.